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Einleitung

© 1999-2002  Ulrich Reinartz

Schon seit gut 30 Jahren ist ein wesentlicher Aspekt der Wal-/Delphinforschung die  Kommunikation der Delphine oder Wale untereinander und - die Kommunikation mit ihnen. Die verschiedensten Möglichkeiten wurden ausprobiert. Delphine "sprechen" ähnlich wie auch Schimpansen oder Orang Utans mit Leichtigkeit ganze Sätze in speziell entwickelten Kunstsprachen, Computertechnologie wurde benutzt um Delphinlaute in menschliche Sprache zu übersetzen und umgekehrt.  Wir Menschen haben die Delphinsprache jedoch bis jetzt nur sehr bruchstückhaft lernen können. Die komplexen Kommunikationen zwischen ihnen bleiben uns verborgen, wenn wir den Pfad der konservativen Wissenschaft nicht dann und wann verlassen um neue Möglichkeiten der Verständigung auszuprobieren. Ich selbst nähere mich dem Thema als Musiker und Tontechniker an. Sowohl das physikalische Verständnis, als auch die musikalisch-spirituelle Auseinandersetzung mit den erstaunlichen Fähigkeiten der Delphine, ist für mich von besonderer Wichtigkeit.


Die Unterwasserwelt ist Klang

  1. Blauwal 1  3,8 s/80k
  2. Blauwal 2  4,2 s/90k
  3. Blauwal 3  4,2 s/90k
  4. Blauwal 4  4,1 s/90k
  5. Blauwal 5  4,3 s/90k

Wale und Delphine leben in einer akustisch geprägten Umwelt. Ihre Sprache ist Musik. Das Plankton trübt die Sicht und schon in hundert Metern Tiefe kündigt sich die ewige Dunkelheit der Tiefsee an. Deshalb benutzen alle Wale Schallwellen um sich zu orientieren und um zu kommunizieren. Schall breitet sich im Wasser 4,7 mal schneller aus als in der Luft und der Energieverlust ist geringer. Einige Großwale können sich mit sehr tiefen Tönen über hunderte oder gar tausende Kilometer verständigen. Blauwale benutzen Töne um die 10-40 Hz. Um die Töne besser hörbar zu machen wurden sie in diesen Tonbeispielen um 2 Okaven nach oben transponiert.

Blauwalsequenz

650KB

Die Pausen zwischen den Tönen betragen immer genau 5 Sekunden, das heißt also in der Realität 20 Sekunden.

Mit der Präzision eines Uhrwerks senden die Wale ihre Nachrichten in die Ozeane. Der Rhythmus ist ein wesentliches Element bei der Übermittlung von Informationen. Die zeitliche Einordnung von einfachen Klangereignissen kann wie beim Morsealphabet schon Informationen enthalten. Der Walforscher Peter Beamish vertritt die Theorie der "Rhythm Based Communication". Die Theorie besagt, daß ein bestimmter, sekundengenauer zeitlicher Ablauf bei der Erzeugung von Signalen die Bedeutung codiert. Die Signale können sowohl akustischer als auch visueller Natur sein. So kann schon das regelmäßige oder gezielt unregelmäßige Auftauchen des Wals Informationen enthalten. Das "Auf-Das-Wasser-Klatschen" mit den Flossen ist noch in großer Entfernung zu hören und der Sprung eines großen Wals bei dem er sein ganzes Gewicht aus dem Wasser katapultiert, ist ein weittragendes, explosionsartiges Klangereignis, das ganz nebenbei auch noch Informationen über die Größe des Wals gibt.

Wenn nicht Schiffsschrauben, Bohrinseln und Sprengungen die Unterwasserklangwelt trüben, dann ist da vor allem Stille in den großen Weiten der Ozeane. Grundvorraussetzung zum Beipiel für die wenigen Blauwale, um weit entfernte ArtgenossInnen zu finden. Die akustische Meeresverschmutzung stellt zunehmend ein Problem für Wale und Delphine dar. Pottwale, die im Nordatlantik vor Norwegen in ihrer Orientierung zum Beispiel durch den Lärm von Bohrinseln gestört werden, können sich so in die gefährlich flache Nordsee verirren. Nicht selten stranden an den Nordseeküsten größere Gruppen von jungen Pottwalen.

Pottwalstrandungen

Pottwale - Schlagzeuger der Meere

Wenn Pottwale über weite Strecken wandern, klicken sie unaufhörlich. Das ist ihr Echolot zur Orientierung im 3 dimensionalen Raum. Alle Zahnwale, die Delphine eingeschlossen, erzeugen diese energiereichen Klicklaute. Die scharfen Schallimpulse werden stark gerichtet auf Objekte gesendet, die dann ein schwaches Echo zurückwerfen. Das besonders spezialisierte Gehör der Zahnwale nimmt diese Echos war und das Gehirn errechnet daraus ein Bild. Die Pottwal-Klicks haben jedoch eine besondere Qualität. Sie werden neben ihrer Funktion als Echolot auch zur Kommunikation eingesetzt.

 Pottwale

Ganz bestimmte rhythmische Muster wiederholen sich immer wieder. Die einzelnen Individuen in der Walgruppe haben ihre eigenen rhythmischen Signaturen, so wie wir Namen haben. Andere Muster sind bestimmten Verhaltensweisen zuzuordnen. Die Sprache der Pottwale ist eine Komposition aus Rhythmen. Dabei tasten sie mit den Echolotklicks auch noch die unter ihnen liegenden Unterwassergebirge ab, die sich ihnen wie 3-dimensionale Landkarten einprägen.

Pottwal jagt

Ihre Lieblingsspeise sind die in Tiefen von tausend Metern und mehr lebenden Riesentintenfische. Auf der Jagd benutzen sie laute Klicks in kurzer Folge die sie wie ein Leitstrahl zur angepeilten Beute führen.

Delphin jagt Bei Delphinen die jagen klingt das ganz ähnlich. Doch ihre Kommunikation ist noch reicher an unterschiedlichen Lautarten. Drei Lauttypen werden unterschieden: Pfiffe, Klicks und Explosiv-Puls Töne.
Letztere sind insofern geheimnisvoll, als das sie wie Bellen, Jaulen oder manchmal fast wie menschliche Sprache klingen. Genauer hingesehen handelt es sich um hochfrequente "Klickpakete".

Das heißt: die Klicks werden so schnell abgegeben, daß sie ihrerseits wieder als Ton von uns gehört werden. Eine Theorie besagt, daß diese Laute komprimierte Klickbilder darstellen. Beim Empfänger eines solchen Klangs kommt dann wie bei einem Fax Gerät direkt das Bild an. Das Delphin-Wort für Makrele ist also möglicherweise gar kein Wort, sondern ein Bild!

So, wie die Pottwale rhythmische Signaturen zu Identifikation benutzen, so setzen andere Zahnwale wie Delphine Pfiffe zu diesem Zweck ein. Signaturpfiffe müssen die jungen Delphine erst lernen. Durch Nachahmung und das Hinzufügen der "persönlichen Note" entsteht eine Art Name, eine Signatur, die der der Mutter am ähnlichsten ist.


Orkas - Große Delphine mit ausgeprägter Sprachkultur

Besonders gut erforscht ist die Sprache der Schwertwale, der größen lebenden Delphinart.  Schwertwale oder Orkas leben im großfamilienartigen Verbänden, die von den älteren Weibchen angeführt werden.

Orka Töne

In großen Populationen mit vielen verschiedenen Familien gibt es Dialekte anhand derer die einzelnen Gruppen identifiziert werden können. Auch bei den schon gehörten rhythmischen Mustern von Pottwalen ist es inzwischen möglich verschiedene Dialekte zu unterscheiden.

Sie erinnern sich noch an die Blauwaltöne, die höher abgespielt wurden? Gut. Diesen Orkaton werden wir nun eimal langsamer also tiefer abspielen. Und hier ein Buckelwal in der Originaltonhöhe. Generell könnte man sagen, je kleiner die Walart, desto höher die Töne. Die Pfiffe der kleinen Gewöhnlichen Delphine erinnern manchmal an ein verstimmtes Kurzwellenradio.


Nun, soweit also der Überblick über Zwecke und Arten der Lautbildung bei Waltieren.

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